Kontinuität durch Wandel

Anmerkungen zur Geschichte von SDS, SHB und Juso-Hochschulgruppe in Köln (1946 bis 1990)

Christoph Meyer

Vorbemerkung

Dieser Aufsatz ist keine Gesamtdarstellung. Denn es fehlt ein langer Zeitraum, nämlich derjenige vor 1933, als es schon einen Sozialistischen Studentenbund an der Universität zu Köln gab, mit zeitweise über 100 Mitgliedern und Heinz Kühn, dem späteren Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, als Vorsitzendem. Außerdem beschränkt sich diese Arbeit auf die Universität. Daher soll zumindest hier erwähnt werden, daß es zu Anfang der 70er Jahre eine Zweidrittelmehrheit des Sozialistischen Hochschulbundes (SHB) an der Pädagogischen Hochschule Köln gab, ein Wahlergebnis, das der SHB im Jahre 1989 auch an der Fachhochschule Köln erreichte.

Dieser Aufsatz ist keine ausgewogene Darstellung des Zeitraums nach 1945. Denn er beruht nur auf einem Bruchteil der Quellen, die für eine solche Arbeit eigentlich auszuwerten wären. Am solidesten ist noch die Behandlung der frühen 50er und der späten 80er Jahre. Alles andere ist Stückwerk. Das liegt sowohl am Zeitdruck als auch an der schier unübersehbaren Quellenflut (da ist noch Raum für die eine oder andere Doktor- oder zumindest Magisterarbeit). Das liegt aber in ganz entscheidendem Maße daran, daß der Bereich der Hochschulpolitik eine eigene Welt darstellt, hoch komplex, mit kurzlebigen Entwicklungen und rasanten Veränderungen. Anstelle eines Aufsatzes wäre also eigentlich ein dickes Buch oder am besten gleich mehrere Bände zu schreiben.

Trotzdem versuche ich es hier, mit allen Mängeln, die die aufgegebenen Begrenzungen eben so mit sich bringen. Übrigens möchte ich der Seriosität halber darauf hinweisen, daß ich als ehemaliges Mitglied des SHB und des Unabhängigen Sozialistischen Hochschulbundes (USHB) (1986 bis 1989/90) keineswegs objektiv urteile. Trotzdem habe ich mich bemüht, mich hauptsächlich auf Fakten und Quellen zu stützen. An Literatur besonders wichtig war dabei das Buch von Willy Albrecht über den Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS).

Beim Lesen wird auffallen, daß es eigentlich die ganzen 45 Jahre lang immer wieder um das Verhältnis zum „Kommunismus“ gegangen ist. Dies war mit Sicherheit ein ganz zentraler Aspekt in der Arbeit sowohl von SDS, SHB als auch der Juso-Hochschulgruppe. Grundsätzlich meine ich aber, daß es eigentlich notwendig wäre, die Geschichte sozialistisch-sozialdemokratischer StudentInnenverbände an drei Maßstäben zu messen:

  • Einmal ihrer hochschul- und allgemeinpolitischen Arbeit vor Ort,
  • zum zweiten ihrer Verankerung innerhalb der örtlichen/regionalen Juso-Strukturen und
  • drittens ihrer Rolle im bundesweiten/überregionalen Zusammenhang der jeweiligen Gesamtverbände.

Weitere Mängel wären dieser Aufzählung hinzuzufügen.

Der alte SDS (1946 bis 1960)

„In keinem Falle aber verzagen wir, sondern bleiben allen Anfeindungen und Anrempelungen zum Trotz eifrig ‚eiternde Geschwüre‘ im Fleisch der übrigen Studentenschaft.“

Diese Worte schrieb niemand anderes als John van Nes Ziegler, von 1973 bis 1980 Oberbürgermeister der Stadt Köln und von 1965 bis 1970 und 1980 bis 1985 Präsident des Landtags von Nordrhein-Westfalen. Das Zitat entstammt einem Brief, den er an niemand Geringeren als den ersten Nachkriegsvorsitzenden der SPD, Kurt Schumacher, schrieb. Die Wahlniederlage der SPD von Herbst 1949 lag noch kein halbes Jahr zurück, als es dem SDS an der Universität Köln gelang, den sozialdemokratischen Partei- und Fraktionsvorsitzenden als Referenten für eine öffentliche Veranstaltung mit dem Thema „Das Wesen der Opposition“ zu gewinnen.

Die Aula der Universität war völlig überfüllt, als Schumacher im Februar 1950 vor seiner studentischen Zuhörerschaft erschien. Diese war zum größten Teil feindselig gegenüber dem SPD-Politiker eingestellt. Der Rektor hatte sich geweigert, Schumacher zu empfangen, da es sich „um eine ausgesprochen politische und nicht um eine Universitätsangelegenheit“ handele. Nicht einmal die Anbringung eines Ankündigungsplakats in der Vorhalle des Hauptgebäudes hatte er erlaubt. Der Allgemeine Studentenausschuß (AStA) setzte sich zu dieser Zeit vor allem aus betont „unpolitischen“ oder auch reaktionären Vertretern von Korporationen, Burschenschaften, schlagenden Verbindungen zusammen. Ein AStA-Sprecher rief mit den folgenden Worten zur Teilnahme an der Veranstaltung auf:

„Am Dienstag wird Dr. Schumacher sprechen über ‚Das Wesen der Opposition‘, ich hoffe, daß Sie ihm zeigen werden, was Opposition ist.“

Daß die von vielen Studenten mitgebrachten Trillerpfeifen nicht zum Einsatz kamen, lag nach Meinung van Nes Zieglers daran, daß Schumachers „hervorragende Art die Zwischenrufer abzufertigen“, „einfach keine Gelegenheit für ein Pfeifkonzert aufkommen“ gelassen habe. Er hatte „von der Studentenschaft den Eindruck, daß zwar die Mehrzahl aus ausgesprochen hoffnungslosen Fällen besteht, daß aber ungeachtet dessen, eine zahlenmäßig starke Minderheit noch zu gewinnen ist“.

So sah die politische Ausgangslage für den Kölner SDS aus. Er entstand unter der Bezeichung „Sozialistische Studentengruppe Köln“ in der zweiten Hälfte des Jahres 1946. Die ersten Versuche der Hamburger Initiatoren einer überörtlichen Verbandsgründung zur Kontaktaufnahme mit den Kölnern scheiterten. Im Juni/Juli war es der Rektor der Universität, der die Einladung zu einem überregionalen Treffen „aus verständlichen Gründen“ nicht weitergab; zwei Monate später wurde das „Chaos im örtlichen Parteibüro in Köln“ dafür verantwortlich gemacht, daß sich die Gründung der Gruppe verzögerte. Auf dem Gründungskongreß des SDS, der vom 3. bis 6. September 1946 in Hamburg als „Zonentagung sozialistischer Studenten“ stattfand, nahmen dann immerhin vier Delegierte aus Köln teil. Erst am 22. November 1946 jedoch, in der Gaststätte „Vita“, wurde die Gruppe offiziell gegründet. Auch in den folgenden Jahren blieben die Zustände im Kölner SDS chaotisch. Im März 1948 gab die Kölner SPD der SDS-Zentrale in Hamburg die Wahl von van Nes Ziegler zum neuen Gruppenvorsitzenden bekannt. Der damalige SDS-Zonenvorsitzende und spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt vermerkte auf dem Schreiben: „Das ist nun schon wieder ein neuer Vorsitzender. Ich kenne Ziegler gut – er ist ein sicher tüchtiger Mann + guter Sozialdemokrat.“

Das Letztere, ein „guter Sozialdemokrat“ zu sein, war Schmidt besonders wichtig. Denn diesbezüglich gehörten die KölnerInnen zu seinen Sorgenkindern. Der erste Satz der „Richtlinien“ der Gruppe lautete nämlich:

„Die ‚Sozialistische Studentengruppe Köln‘ ist parteipolitisch nicht gebunden.“ Damit gehörte die Kölner Gruppe zu der Minderheit im SDS, die sich gegen eine enge Bindung an die SPD wandte. Auch die Kölner SPD machte sich Sorgen um den Kurs der StudentInnengruppe, stellte aber nach einem klärenden Gespräch mit den „jungen Genossen“ fest: „Wir kamen zu der Überzeugung, dass von einer kommunistischen Überfremdung keine Rede sein konnte, den Vorsitzenden stellen wir und auch sonst sind unsere Studenten auf dem Posten, die keine Überfremdung zulassen.“

Die Kölner SPD riet den Hamburger SDS-Funktionären daher zur „Mässigung“ im Umgang mit ihrer Kölner Gruppe. Schmidt versuchte es also mit Einfühlungsvermögen. Im April schrieb er der Auslandssekretärin der Kölner Gruppe, Catrin Menne-Thomé, die selbst nicht Mitglied der SPD war, es sei notwendig, „die Leute zu eliminieren, die immer KP-Kongresse offiziell beschicken müssen“. Er habe zwar Verständnis für die „Absicht der strikten Überparteilichkeit, die dem jungen Menschen erst den Blick auf die viellerlei [sic] verschiedenen politischen und philosophischen Möglichkeiten eröffnen will, ehe er zur Entscheidung gezwungen wird“, aber er sei doch grundsätzlich anderer Meinung. Für den ehemaligen Offizier Schmidt waren „Homogenität“ und „äußere Bestandsfestigkeit“ entscheidend. Eine „sozialdemokratische Auffassung“ schließe jedoch nicht aus, „daß man mit 49% seiner Auffassung in Opposition innerhalb der Auffassung der Partei steht“, aber nach Ansicht von Schmidt war es notwendig, daß sich nicht nur „sozialdemokratische Mehrheiten des Besitzes der Vorstandsfunktionen erfreuen, sondern daß die gesamte Mitgliedschaft mit geringen Ausnahmen aus SP-Mitgliedern oder sogen. Sympathisierenden besteht“.

Tatsächlich waren alle Befürchtungen um eine kommunistische Unterwanderung der Kölner SDS-Gruppe unbegründet. So lautete der zweite Satz der schon zitierten „Richtlinien“:

„Allen Studierenden an Hoch- und Fachschulen soll die ‚Sozialistische Studentengruppe Köln‘ die Möglichkeit geben, gemeinsam die politischen, wirtschaftlichen, religiös-ethischen und kulturellen Grundlagen zu erarbeiten für den Neubau eines freien, demokratischen, sozialistischen Deutschlands, das seinen Platz in der Welt wiederfinden kann.“

Und drittens:

„Unser Zusammenleben in der Gemeinschaft soll von dem unbedingten Grundsatz der Wahrung der persönlichen Freiheit des Einzelnen geleitet werden.“

All dies klingt stark nach einem religiös-ethisch motivierten Sozialismus. Tatsächlich schlugen aber „zwei Seelen“ in der Brust der Kölner SDSlerInnen. Dies wird aus einem Brief ersichtlich, den der damalige Schriftführer der Gruppe, Hubert Winkler, im August 1948 an den gerade zum Zonenvorsitzenden des SDS gewählten van Nes Ziegler schrieb, und in dem es hieß:

„Auch bin ich der Meinung, man solle im nächsten Semester den zuletzt anscheinend etwas stur marxistischen Kurs der Vorträge auf eine breitere Basis stellen. Dies könnte uns bessere Resonanz sowohl bei den Mitgliedern als auch bei der übrigen Studentenschaft sichern. Und braucht keineswegs ein Abgehen von unserem alten Kurs zu sein!“

Van Nes Ziegler fühlte sich zu diesem Zeitpunkt selbst als Repräsentant einer marxistischen Minderheit im SDS, galt aber bereits im Frühjahr 1949 als „besonders loyaler Partner des Parteivorstandes“, was auch der eingangs zitierte Brief an Schumacher bestätigt, der nicht frei von Anbiederung und Schmeichelei war. Jedenfalls bedeutete die von 1948 bis 1951 währende Amtszeit van Nes Zieglers als Zonen- bzw. 1. Vorsitzender des SDS eine Blütezeit für die Kölner Gruppe, zumal damit auch eine (vorübergehende) Verlegung des Bundessekretariats nach Köln verbunden war. Seinen Anspruch an die Gruppenarbeit in Köln machte van Nes Ziegler im März 1949 folgendermaßen deutlich: „Was ich in Köln brauche, ist ein Kader. Dieses Kader müßte im Endziel über die Landesgruppe hinausgreifend Kerne im ganzen SDS bilden und letztlich sollte der gesamte SDS ein Kader in der soz. Bewegung sein, die Hefe, die vorwärts treibt.“

Die Mitgliederzahl des SDS Köln betrug Ende der 40er/Anfang der 50er Jahre meist zwischen 20 und 40, was vom Gruppengeschäftsführer Konrad Schayer als „verschwindend geringer Teil bei nahezu 5.000 Studenten“ angesehen wurde. (Heute kann die Juso-Hochschulgruppe von einer solchen Aktivenzahl nur träumen – und das obwohl sich die Zahl der Studierenden inzwischen mehr als verzehnfacht hat!) Vom Inhaltlichen her standen Diskussionen um grundsätzliche Fragen im Vordergrund der Gruppenarbeit. Im Wintersemester 1950/51 lauteten die Themen der Mitgliederversammlungen zum Beispiel: „Die Abstammung des Menschen“, „Überwindung des Nihilismus“, „Das Abtreibungsverbot unter dem medizinischen und sozialen Aspekt“, „Die Mitbestimmung, gefordert auf der Grundlage von Freiheit und sozialer Gerechtigkeit“, „Soll in Westdeutschland eine allgemeine Wehrpflicht eingeführt werden?“, „Monopolbekämpfung und die Entflechtung der I.-G.-Farben“, „Von Francois Villon bis Bert Brecht“.

Zu Beginn der 50er Jahre hatte die Kölner Gruppe des SDS gleich zwei bedeutende sozialdemokratische Theoretiker zu Mentoren. Diese standen wiederum für die zwei Denkschulen, die die politisch-theoretische Diskussion der Gruppe bestimmten: den Marxismus und einen ethisch begründeten Grundwertesozialismus. Diesen vertrat Gerhard Weisser, Professor für Sozialpolitik und Genossenschaftswesen an der Universität und von 1954 bis 1970 Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung. Weisser galt als einer der „führenden Theoretiker des freiheitlichen Sozialismus in Deutschland“, der für ihn in erster Linie eine „geistige Bewegung“ war. Im Sommersemester 1950 führte er die Gruppe in jeder zweiten Mitgliederversammlung in „die soziologische Betrachtung bestimmter Erscheinungen des Sozialismus“ ein, wobei er auf eine sehr breite Herangehensweise Wert legte, die den Kölner SDSlerInnen „politisch, ökonomisch, naturwissenschaftlich und philosophisch gleichermaßen interessant“ erschien. Erstaunlicherweise riß der Kontakt Weissers zum SDS auch nicht völlig ab, als der Verband schon von der SPD verstoßen worden war. So referierte er am 25. Januar 1962 vor der Gruppe, wobei er betonte, daß „er keine großen politischen Unterschiede zwischen der Gruppe und seiner Person“ sehe. Bei dieser Gelegenheit sprach Weisser sich dagegen aus, über pragmatisches Handeln an die Regierung zu kommen. Das Setzen auf den Machttrieb, wie es nach Ansicht des Redners die sozialdemokratische Politik kennzeichnete, bezeichnete er als „primitiv“. An dem betreffenden Abend war auch ein Beobachter des SPD-Bezirks Mittelrhein zugegen, der den Diskussionsverlauf protokollierte, um dem Bezirksvorstand einen genauen Bericht zu erstatten.

Der zweite Mentor war Professor Leo Kofler, ein bedeutender marxistischer Soziologe, der aufgrund seiner Kritik an der dogmatischen Erstarrung des „Realsozialismus“ Ende 1950 aus der DDR flüchten mußte. Er ließ sich in Köln nieder, ohne in dem betont antikommunistisch geprägten Klima der Adenauer-Zeit eine neue Professorenstelle zu finden. Kofler referierte im Frühjahr 1951 an zehn Abenden vor dem Kölner SDS über „die wissenschaftliche Methode des Marxismus an Hand von Beispielen aus Geschichte, Philosophie und Kunst“. Im folgenden Jahr leitete Kofler die bundesweite Ludwigsteiner Tagung des SDS, auf der auch Weisser ein Referat hielt. Die Diskussionen in der Kölner Gruppe waren also zu diesem Zeitpunkt für den Gesamtverband durchaus richtungweisend.

Mit der Blütezeit der Kölner SDS-Gruppe war es jedoch schon in der ersten Hälfte der 50er Jahre vorbei. Im Wintersemester 1952/53 hatte es schon so ausgesehen, „als schliefe die Gruppe langsam ein“, berichteten die Kölner im Sommer 1953 an den Bundesvorstand und (erstmals) auch an alle anderen SDS-Gruppen. Anlaß für dieses Rundschreiben an den Gesamtverband war wohl eine Protestresolution der Kölner Gruppe gegen das Verhalten des SPD-Bundesvorstands, der an der Ausarbeitung einer Wehrverfassung für die neu zu gründende Bundeswehr mitgewirkt hatte. Der 2. Vorsitzende der Gruppe, Kurt Herkenrath, hielt den Gedanken, „durch Mitarbeit Schlimmeres zu verhüten“, angesichts dieses „betont unerwünschten Projekts“ für gefährlich. Auf der folgenden Delegiertentagung des SDS gehörten die Kölner mit ihrer Gegnerschaft zur Mitarbeit an der Wehrverfassung zur in dieser Frage knapp unterlegenen Verbandsminderheit.

Im Februar 1956 zählte die Gruppe schon wieder 22 aktive und 25 inaktive Mitglieder. Im Wintersemester 1955/56 hielt unter anderem der ehemalige Gruppenvorsitzende Schayer ein Referat mit dem Thema „Karl Marx über Arbeit und Bildung“; außerdem wurde die Programmatik der SPD diskutiert, wobei der SDS Köln das Fazit zog: „Die SPD darf für sich in Anspruch nehmen, ihr Programm nach den modernsten Gesichtspunkten und Erkenntnissen entwickelt zu haben.“

Gegen Ende der 50er Jahre vollzog der SDS einen Linksschwenk. Im Mai 1959 veranstaltete er in Frankfurt einen Kongreß „Für Demokratie, gegen Militarismus und Restauration“, auf dem vor allem Vertreter der SPD-Linken, darunter Wolfgang Abendroth und Ossip K. Flechtheim, referierten. Schon seit einigen Jahren unterhielt der SDS offizielle Kontakte zur Freien Deutschen Jugend (FDJ) in der DDR – eine Todsünde in der strikt antikommunistischen, auf totale Abschottung gegenüber dem zweiten deutschen Staat bedachten Adenauer-Bundesrepublik! Im SPD-Parteipräsidium wurde darauf hingewiesen, daß eine „kommunistische Einflußnahme“ auf den SDS befürchtet werden müsse. Nach dem Kongreß mehrten sich im Parteivorstand die Stimmen, die eine Trennung von SDS und SPD befürworteten. Schmidt forderte dazu auf, „die Gründung vom SDS unabhängiger sozialdemokratischer Hochschulgruppen zu unterstützen“.

Die Kölner SDS-Gruppe machte die Linksentwicklung des Verbandes mehrheitlich nicht mit, vielmehr tendierte sie zu einer „rechten“ Fraktion im SDS, die gegen die Beschlüsse von Frankfurt opponierte, in denen unter anderem die Bundeswehr als Gefahr für die Demokratie in Deutschland bezeichnet und eine Beendigung des Wettrüstens sowie die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht gefordert wurde. (Gegen diese Beschlüsse hatten sich allerdings auch Abendroth und Flechtheim gestellt.)

Wie dem auch sei: Auf ihrer Mitgliederversammlung am 4. Juni 1959 sprach der SDS Köln dem Bundesvorstand das Mißtrauen aus und forderte eine Neuwahl auf einer außerordentlichen Delegiertenkonferenz. Diese Beschlüsse gingen aber einer Minderheit von etwa zehn Gruppenmitgliedern nicht weit genug, so daß diese sich unter der Bezeichnung „Ernst-Reuter-Kreis“ zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammentaten und ihre Mitarbeit in der Kölner SDS-Gruppe einstellten. Zu den Angehörigen dieses Kreises gehörten unter anderen Ernst Ringelstein, einer der späteren Mitbegründer des Sozialdemokratischen Hochschulbundes (SHB), und die frühere SDS-Gruppenvorsitzende Ingrid Heidemann.

Es war die SPD selbst, die die Trennung vom SDS einleitete. Am 29. Januar 1960 beschloß der SPD-Parteivorstand, von nun an „sozialdemokratische Studentengruppen, die nicht dem SDS angehören, in gleicher Weise zu fördern wie bisher den SDS“. Die paternalistische Haltung der Parteiführung, die mit dem Wesensgehalt des soeben im Godesberger Programm beschlossenen „Demokratischen Sozialismus“ nicht allzu viel zu tun hatte, wird sehr plastisch aus dem folgenden Zitat des SPD-Präsidiumsmitglieds Carlo Schmid deutlich. Er erklärte auf dem 6. Deutschen Studententag im April 1960:

„Eine politische Partei kann sich nicht gefallen lassen, daß eine studentische Gruppe, die sich auf sie bezieht, erklärt, daß sie es wisse, was die Partei zu tun habe, und daß sie die Partei repräsentiere und daß doch Parteitage sich im Irrtum befänden. Handelt sie so, so muß sie es sich gefallen lassen, daß man ihr sagt, nun denke wie du willst, aber du gehörst eben nicht mehr zu uns.“

Wenige Wochen später, schon Anfang Mai 1960, wurde „die Einheit der sozialistischen Studentenbewegung in der Bundesrepublik Deutschland“ durch eine „konzertierte Aktion einiger oppositioneller Gruppen bzw. Gruppenteile im SDS“ zerstört. Den Anfang machte aber offensichtlich nicht, wie Willy Albrecht meint, die Bonner „Albert Schweizer-Gruppe im SDS“, die am 6. Mai ihren Austritt aus dem SDS beschloß, sondern der „Ernst-Reuter-Kreis“ in Köln. Denn die „Satzung des Sozialdemokratischen Hochschulbundes an der Universität zu Köln“ trat einen Tag zuvor, am 5. Mai, in Kraft. Schon zu diesem Zeitpunkt wurde die Mitgliedschaft in einem bis dahin noch gar nicht existenten Bundes- und Landesverband des SHB festgelegt (§ 35). Erster Vorsitzender des SHB Uni Köln war Heinrich Thies. Die Präambel der Gruppensatzung lautete folgendermaßen:

„Die Hochschulgruppe des Sozialdemokratischen Hochschulbundes (SHB) an der Universität zu Köln bekennt sich zum sozialen Rechtsstaat, zur parlamentarischen Demokratie und lehnt eine Diktatur in jeder Form ab. Die Gruppe steht in Theorie und Praxis auf dem Boden des demokratischen Sozialismus. Sie bekennt sich zur Freiheit und Würde des Menschen, zur Freiheit von Forschung und Lehre und erstrebt gleiche Entwicklungsmöglichkeiten für alle Menschen. Religiöse, soziale und rassische Herkunft sind für die Mitgliedschaft ohne Bedeutung.“

Vier Tage später, am Vormittag des 9. Mai 1960, wurde in Bonn der Sozialdemokratische Hochschulbund gegründet. Die Kölner Gruppe, die wahrscheinlich älteste SHB-Gruppe bundesweit, gehörte zu den Gründungsmitgliedern, wenngleich ihr nur eine kleine Minderheit der bisherigen SDS-Mitglieder angehörte. Damit gab es, gleichzeitig bundesweit und in Köln, zwei miteinander konkurrierende sozialdemokratische StudentInnenverbände: den links-oppositionellen SDS, den die SPD wie eine heiße Kartoffel fallenließ, und den kreuzbraven SHB, der bereits am 23. Mai 1960 vom SPD-Parteivorstand anerkannt wurde, wobei seine „eindeutige Haltung“ zum Godesberger Programm und „die scharfe Abgrenzung zum Totalitarismus und seiner gegenwärtig gefährlichsten Form, dem Kommunismus“, begrüßt wurde. Die SPD rief daher die Parteimitglieder an den Hochschulen zur Mitarbeit im SHB auf.

In dieser Situation war der SDS gewissermaßen zum Abschuß freigegeben. Beim letzten Schritt zum Vollzug der Trennung taten sich besonders der Berliner Landesvorstand der SPD und der stellvertretende SPD-Vorsitzende Herbert Wehner hervor. Nachdem am 29. Juli 1960 der SPD-Parteivorstand den Abbruch aller Beziehungen zum SDS beschlossen hatte, wurde im Oktober/November 1961 die Unvereinbarkeit zwischen der Mitgliedschaft im SDS und in der den Verband finanziell unterstützenden Sozialistischen Förderergesellschaft (SFG) mit einer solchen in der SPD beschlossen. Durch den automatischen Parteiausschluß sämtlicher SDS-Mitglieder war die erste Spaltung der Sozialdemokratie an den Hochschulen nach knapp anderthalb Jahren formal beendet. Den Preis dafür zahlte die SPD später: Ihr ging eine ganze Reihe von sozialdemokratischen Professoren, unter anderem Abendroth, sowie eine studentische Generation verloren. Der Weg über die Revolte von 1968 führte einen großen Teil des im SDS organisierten kritischen Intellektuellenpotentials eben nicht in die Sozialdemokratie zurück, sondern eine Spätfolge des Unvereinbarkeitsbeschlusses war auch die Gründung der Partei „Die Grünen“ 1980.

StudentInnenbewegung im Umbruch (1961 bis 1990)

Die erste Hälfte der 60er Jahre liegt quellenmäßig etwas im Dunkeln. Aber allzu spannend kann diese Periode auf dem hochschulpolitischen Gebiet nicht gewesen sein. Im Kölner SDS blieben die Angehörigen der radikalen konkret-Gruppe (benannt nach der gleichnamigen Zeitschrift) in der Minderheit, was wohl auch die Tatsache, daß Weisser noch im Jahre 1962 vor der Gruppe referierte, unter Beweis stellt. Wenig radikal gab sich auch der einzige SDS-Kandidat zur StudentInnenparlamentswahl 1963. In seiner Vorstellung schrieb der 20jährige Jura-Student Herbert Lederer:

„Ich kann ruhigen Gewissens versprechen, daß ich mir in der kritischen Arbeit des SDS das Rüstzeug geholt habe, um Ihre Interessen ohne die Hypothek eines verloc kend klingenden, aber undurchführbaren Programms so zu vertreten, wie es von mir erwartet werden kann. Das klingt etwas mager und unpopulär. Aber ich sehe keinen Sinn darin, Ihnen neue Mensa- und Wohnheimbauten zu versprechen, ohne mir über die Realisierbarkeit dieser Projekte bewußt zu sein.“

Die SHB-Gruppe, die ja mit Ringelstein immerhin den ersten nordrhein-westfälischen Landesvorsitzenden des SHB gestellt hatte, fiel ebenfalls nicht besonders auf. Immerhin waren es jedoch sieben ausschließlich männliche Kandidaten, mit denen der SHB 1963 zur StudentInnenparlamentswahl an der Uni Köln antrat. Irgendeine politische Aussage, gleich in welcher Richtung, ist den Kandidatenvorstellungen in der Wahlzeitung jedoch nicht zu entnehmen. Dies ist jedoch nicht weiter verwunderlich. Schließlich kandidierten ohnehin nur insgesamt 56 Personen für die 50 Parlamentssitze. Die meisten Kandidaten bezeichneten sich als „unabhängig“, oder sie waren Mitglieder von „akademischen Verbindungen“ und „Corps“ wie „Rappoltstein im CV“, „Franco-Guestphalia“, „Silesia Breslau“ etc. Ach ja, und die Katholische Studenten-Gemeinde. Die Wahlzeitung zierte auf der Titelseite ein Wahlaufruf des Rektors der Universität. Eine zündende Wahlwerbung versprachen sich die Herausgeber der Zeitung wohl von dem folgenden Spruch:

„Besser ein Sitz im Parlament als ein Stehplatz in der Mensa!“

Die Freude der SPD mit dem braven SHB währte jedoch nicht lange. Bereits im Mai 1964 beschloß die 5. ordentliche Bundesdelegiertenversammlung zum Entsetzen der Parteiführung die Forderung nach einer Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze mit Polen. Ein Jahr später fror die SPD ihren Kontakt auch zum SHB ein. Die Kölner Gruppe verhielt sich übrigens zu diesem Zeitpunkt eher parteikonform. Im Jahre 1967 entzog die SPD dem SHB die finanzielle Unterstützung, Ende 1968 forderte der Verband die Aufhebung des Unvereinbarkeitsbeschlusses gegenüber dem SDS; schon im Oktober 1969 kam es im SHB zu denselben Auseinandersetzungen wie später bei den Jusos: Auf der 10. ordentlichen Bundesdelegiertenversammlung bekämpften sich Antiautoritäre und Vertreter der Politik einer Gewerkschaftlichen Orientierung. Zu den Wortführern der Letzteren gehörte Steffen Lehndorff vom SHB Uni Köln.

Die Linksentwicklung des SHB vollzog sich in der zweiten Hälfte der 60er Jahre auch an der Uni Köln. Im Juni 1966 veröffentlichten der SDS, der SHB und die gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Kreise an der Universität ein gemeinsames Flugblatt gegen den AStA-Vorsitzenden Klaus Laepple vom Ring Christlich Demokratischer Studenten (RCDS), dem sie unter anderem die kritische Frage stellten:

„Trifft es zu, daß trotz Alkoholverbots während der Arbeit in der Mensa der Küchenchef, Herr U*** (Name ist mir bekannt, d.V.), während des Dienstes derartig trinkt, daß er nicht mehr fähig bzw. willens ist, gewisse Arbeiten zum Wohl der Studenten wie Nachspeisen und Diäten auszuführen?“

Die folgende ’68er StudentInnenbewegung schüttelte das hochschulpolitische Gefüge erst einmal kräftig durcheinander. Im Oktober 1966 blockierte der RCDS-AStA-Vorsitzende Laepple gemeinsam mit den Studierenden Straßenbahnschienen aus Protest gegen eine KVB-Fahrpreiserhöhung, und nach der Ermordung des Studenten Benno Ohnesorg in Berlin am 2. Juni 1967 aus Anlaß einer Demonstration gegen den Schahbesuch unterzeichnete ein breites Spektrum studentischer Verbände den Aufruf zu einem Schweigemarsch mit anschließender Protestkundgebung. Der Rektor der Uni gab aus diesem Anlaß sogar vorlesungsfrei.

Die spektakulärste Aktion der Kölner StudentInnen war jedoch die Besetzung des Rektorats der Uni im November 1968, welche den Senat der Universität dazu veranlaßte, an einem geheimen Ort zu tagen. Angehörige des antiautoritären SDS-Flügels traten die Türen zum Allerheiligsten der Hochschule ein, während die inhaltlichen Positionen zum größten Teil von Vertretern des traditionalistischen Flügels des SDS und Mitgliedern des SHB, darunter wiederum Lehndorff, formuliert wurden. Selbiger erwies seinem Verband zu Anfang der 70er Jahre dann einen Bärendienst: Als hochrangiger Bundesfunktionär des SHB bezeichnete er diesen als „Durchlauferhitzer für die DKP“ und trat dann auch gleich den Beweis für diese These an, indem er zu dem der DKP nahestehenden Marxistischen Studentenbund (MSB) Spartkus übertrat und dort Bundesvorsitzender wurde.

Die Linksentwicklung des SHB nahm die SPD im Jahre 1972 zum Anlaß, auf Vorwürfe des CDU-Oppositionsführers Rainer Barzel hin dem Verband die Führung des Begriffs „sozialdemokratisch“ in seinem Namen zu untersagen. Der SHB nannte sich fortan „Sozialistischer Hochschulbund“. Mit seinem Grundsatzprogramm von November 1972 machte der SHB eine marxistische Weltanschauung zur offiziellen Verbandsgrundlage. Dazu gehörte die Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus, die hochschulpolitische Programmatik der Gewerkschaftlichen Orientierung und die prinzipielle Aktionseinheit von SozialdemokratInnen und KommunistInnen. Letztere setzte der Verband an den Hochschulen in enger Zusammenarbeit mit dem MSB um.

In der Wahlplattform des SHB zu den StudentInnenparlamentswahlen von 1971 hieß es zur Politik der Gewerkschaftlichen Orientierung:

„Aus der Analyse der Fehler der antiautoritären Studentenbewegung und durch theoretische Aufarbeitung der Erfahrungen entwickelten der VDS, SHB und Spartakus auf der Grundlage marxistischer Theorie das Konzept der Gewerkschaftlichen Orientierung:

Die Politik der Gewerkschaftlichen Orientierung ist ein Hauptbestandteil der Hochschulpolitik des SHB. Sie basiert auf der Analyse der ökonomischen Entwicklung (staatsmonopolistischer Kapitalismus), der Analyse des veränderten Verhältnisses von Wissenschaft und Produktion (wissenschaftlich technische Revolution), sowie auf der Analyse der sich daraus ergebenden Klassenlage der Intelligenz.

Hiervon ausgehend analysiert der SHB die Interessen der Studenten: Sie sind für die Mehrheit unmittelbare materielle Interessen des potentiellen (akademischen) Facharbeiters. Dies ist die Grundlage dafür, bei der Artikulation und Durchsetzung der Interessen der Mehrheit der Studenten gewerkschaftliches Bewußtsein im Keim zu erzeugen.“

Sicherlich war die neue programmatische Grundlage des SHB von Dogmatisierungen und Fehleinschätzungen durchsetzt. Aber nichtsdestotrotz erwies sie sich als außerordentlich stabil. Sie bestimmte die Politik des SHB, ob bundesweit oder vor Ort in Köln, bis ans Ende der 80er Jahre. Insbesondere verhinderte die Konzeption der Gewerkschaftlichen Orientierung eine sektiererische, elitäre Politik. Der SHB bemühte sich immer, nah dran an den studentischen Massen zu bleiben.

Der Ausschließlichkeitsanspruch der SHB-Programmatik grenzte allerdings andere Auffassungen, die unter sozialdemokratisch-sozialistischen StudentInnen auch vorhanden waren, aus. Außerdem wirkte die „prinzipielle Aktionseinheit“ mit dem MSB, auch wenn sie nie die Aufgabe der politischen Eigenständigkeit des SHB beinhaltete, als gefundenes Fressen für scharfe, antikommunistisch motivierte Kritik. Es ist daher nicht verwunderlich, daß es zu einer neuerlichen Spaltung der Sozialdemokratie im Hochschulbereich kam. Bereits im Jahre 1971 formierte sich in Köln die Unabhängige Hochschulinitiative (UHI), eine Keimzelle der Juso-Hochschulgruppen von überregionaler Bedeutung. Dabei kam es 1972 noch zu einer gemeinsamen Kandidatur von UHI und SHB zum StudentInnenparlament, die auch vom SPD-Unterbezirk Köln unterstützt wurde. Später wurden die politischen und persönlichen Differenzen allerdings unüberbrückbar.

Zentrale Persönlichkeit der UHI war Rudolf Hartung. Vom SHB Uni Köln im Jahre 1971 noch abschätzig als „Juso-Einzelgänger“ bezeichnet, avancierte Hartung 1973 zum Vorsitzenden eines Minderheits-AStA aus MSB, SHB und UHI. Die Juso-Hochschulgruppen selbst charakterisierten Hartung im Jahre 1974 in einer bundesweiten Publikation als „pragmatischen Machtpolitiker“, was dieser in den nächsten Jahren in verschiedensten Ämtern unter Beweis stellte. Über den Vorstand der Vereinigten Studentenschaften avancierte Hartung im Laufe der 70er Jahre vom Juso-Bundesgeschäftsführer zum Juso-Bundesvorsitzenden, immer in scharfer Frontstellung gegen den „Stamokap“-Flügel, ob im SHB oder im Hannoveraner Kreis (HK).

Die Juso-Hochschulgruppen, die in der ersten Hälfte der 70er Jahre ihre Position und Identität immer stärker festigten, zeichneten sich vor allem durch eine klare Frontstellung zum SHB aus. Sie warfen dem alten Verband Dogmatisierung und „Kampagnensozialismus“ vor, dessen Folge „Entpolitisierung in den Bereichen unmittelbarer studentischer Betroffenheit“ sei. Gegen den gewerkschaftlich orientierten Ansatz der „Interessenshomogenität (später hieß es: Gleichgerichtetheit der Interessen) von Arbeitern und Studenten und die daraus folgende Strategie der materiellen ‚quasi-gewerkschaftlichen‘ Interessensvertretung als Aufgabe sozialistischer Hochschulpolitik“ wandten die Juso-Hochschulgruppen ein, diese berücksichtige nicht die politische „Einschätzung der studentischen Situation und der verschiedenen existenten studentischen Interessen in einem kapitalistischen Gesellschaftssystem“. Außerdem behaupteten sie, daß MSB und SHB die „Notwendigkeit einer Überwindung des Gesamtsystems“ durch „isoliert voneinander erhobene Einzelforderungen“ vernachlässigten. Die Politik der „prinzipiellen Aktionseinheit“ lehnten die Juso-Hochschulgruppen ab, da dadurch eine „eigenständige politische Praxis“ nicht mehr möglich sei. Zusammengefaßt: „Die Stichworte Dogmatismus, gewerkschaftliche Orientierung, Reformismus, Aktionseinheit, umreißen den Kritikrahmen.“

So bestanden zwischen 1971 und 1990 (der SDS hatte sich 1970 aufgelöst) zwei sozialdemokratisch orientierte Hochschulgruppen an der Universität zu Köln. Allerdings versagten der Juso-Bezirk Mittelrhein und der Juso-Unterbezirk der UHI in den ersten Jahren die offizielle Anerkennung als Juso-Hochschulgruppe, so daß die paradoxe Situation entstand, daß die – zusammen mit der Saarbrücker – älteste Juso-Hochschulgruppe sich nicht als solche bezeichnen durfte. Es galt der „Bensberger Beschluß“ der Juso-Bezirkskonferenz von 1973, in dem es hieß:

„Wir erklären, daß wir die Gründung von sogenannten JUSO-Hochschulgruppen für politisch falsch und darüber hinaus satzungsrechtlich nicht zulässig halten. Wir werden im Bezirk Mittelrhein auch in Zukunft Initiativen in dieser Richtung mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen. … Auch an den Hochschulen in der BRD hat für alle Sozialdemokraten das Prinzip zu gelten, daß die Reaktion erfolgreich nur in einer geschlossenen sozialdemokratischen Organisation bekämpft werden kann.“

Erst 1975 gelang es der Kölner UHI um Rudolf Hartung und den späteren AStA-Vorsitzenden Ede Moser, die Anerkennung durchzusetzen. Bis dahin hatten Juso-Bezirk und Juso-Unterbezirk konsequent den SHB unterstützt, und zu ihrer Kursänderung mußten sie von der Juso-Bundesebene erst gezwungen werden. Der Juso-Bezirksvorstand versuchte zwar, beide Gruppen, Juso-Hochschulgruppe und SHB, zu einer gemeinsamen Kandidatur bei der nächsten StudentInnenparlamentswahl zu bewegen, und der SHB war hierzu auch bereit, aber schließlich scheiterten die Verhandlungen wohl an der mangelnden Bereitschaft bei der Juso-Hochschulgruppe, sich auf diese Kooperation einzulassen. Als daraufhin jedoch der SHB unter der Bezeichnung „SHB/JUSO“ zum Parlament kandidierte, untersagte der Juso-Bezirksvorsitzende Peter Krause ihm die Verwendung des Kürzels „Juso“.

Im folgenden Jahrzehnt wurden SHB und Juso-Hochschulgruppe an der Kölner Universität langsam schwächer. In der Konkurrenz zueinander ging beiden allmählich die Puste aus. Allerdings gelang es beiden Gruppen auch, in politischer Kontinuität zu den Anfang der 70er Jahre gelegten Grundlagen ihre jeweilige Identität zu wahren.

Die Mitte der 80er Jahre stellte dann einen Tiefpunkt in der Geschichte von SHB und Juso-Hochschulgruppe an der Universität Köln dar. Bei den Wahlen zum StudentInnenparlament zwischen 1984 und 1986 erreichte der SHB jeweils einen, die Juso-Hochschulgruppe drei von insgesamt 51 Sitzen. Die linke AStA-Koalition stützte sich hauptsächlich auf die Alternative Liste (AL; 1985: zwölf Sitze) und den MSB (neun).

Der Aufstieg der Grünen ab Anfang der 80er Jahre stand für einen allgemeinen Unmut gegenüber der SPD. Die Befürwortung des „NATO-Doppelbeschlusses“ durch die sozial-liberale Bundesregierung und das Setzen auf den weiteren Ausbau der Kernenergie entfremdete der Sozialdemokratie einen großen Teil der kritisch eingestellten jungen Generation. Dies schlug sich besonders an den Hochschulen mit ihrem nach links verschobenen Kräfteverhältnis nieder. Eine in sich gespaltene Sozialdemokratie an den Hochschulen konnte demgegenüber nicht überzeugend wirken. Die politisch interessierten StudentInnen orientierten sich eher an der als grün geltenden AL oder machten, eher pragmatisch, Basisarbeit, zum Beispiel in den Fachschaften.

Der SHB stand im Wintersemester 1986/87 kurz vor dem Aus. Mangels aktiver Mitglieder gelang es ihm kaum, seine Gruppenarbeit aufrechtzuerhalten, und bezeichnend für das Chaos, das daraus resultierte, ist es, daß es zu den StudentInnenparlamentswahlen 1986 nur mit Mühe gelang, überhaupt eine KandidatInnenliste aufzustellen. Es glückte jedoch, durch ein verstärktes Setzen auf Fachschaftsarbeit und unmittelbare Interessenvertretung neue Mitglieder zu gewinnen. Insbesondere an der Philosophischen Fakultät gewann der SHB an Stärke, wovon die Gründung einer neuen Fachschaft, der Fachschaft Politik, im November 1986, und der wichtige Beitrag der Gruppe zur Mobilisierung für eine landesweite hochschulpolitische Demonstration in Düsseldorf mit einer Beteiligung von 50.000 Studierenden am 3. Juni 1987 zeugen. Während der SHB Uni Köln im Sommersemester 1987 also gegen die studentInnenfeindlichen „Strukturpläne“ der SPD-Wissenschaftsministerin Anke Brunn zu Felde zog, beschäftigten sich die Mitglieder der Juso-Hochschulgruppe vorrangig mit dem Boykott der Volkszählung 1987.

Zu den Parlamentswahlen 1987 kandidierte der SHB mit einer Liste „Unorganisierte mit dem SHB – AStA für alle!“. Durch dieses Bündnislistenkonzept gelang es in Verbindung mit einem intensiven Wahlkampf, bei den Wahlen im September 1987 auf zwei Sitze zuzulegen. Der AL war der SHB aus drei Gründen suspekt: Sowohl die gewerkschaftliche als auch die Orientierung auf die Sozialdemokratie, sowie die marxistische Ausrichtung des SHB stießen auf ihre entschiedene Ablehnung. Die (nach der linksliberalen Radikaldemokratischen StudentInnengruppe) kleinste politische Hochschulgruppe war für die AL der innerlinke Hauptgegner. Das Ergebnis der Koalitionsverhandlungen war es, daß dem im Mai 1988 neugebildeten AStA mit Susana dos Santos zwar eine Referentin des SHB angehörte, es sich dabei jedoch um ein politisch kleingestutztes „Referat für Politik“ ohne festen Zuständigkeitsbereich handelte. Im SHB sorgte diese Behandlung für eine große Abneigung gegen die AL und vermehrtes Unbehagen an der AStA-Arbeit. Dieser latente Gegensatz im AStA wirkte als Treibsatz der Koalition; im SHB Uni Köln wurden fortan ständig Überlegungen angestellt, wie das innerlinke Kräfteverhältnis zu seinen Gunsten verbessert werden konnte.

Die Juso-Hochschulgruppe verortete sich zur gleichen Zeit eher auf seiten der AL als der gewerkschaftlich orientierten Kräfte MSB und SHB. Ohne selbst hochschulpolitisch besonders aktiv zu sein, hielt sie mit ihren drei Sitzen das Sozialreferat des AStA und führte dort eine BAFöG-Beratung durch. Innerhalb des Juso-Unterbezirks stellte sie eine der tragenden Säulen des reformsozialistischen Flügels dar. Die Juso-Hochschulgruppe definierte sich in hohem Maße über ihren Gegensatz zu den „Stamokaps“ im SHB und bei den Kölner Jusos. Eine eigene inhaltliche Profilierung unterblieb weitgehend.

Von der zweiten Hälfte des Jahres 1988 an kam es zu einer dramatischen Entwicklung im SHB-Bundesverband, in der die SHB-Gruppe an der Uni Köln eine entscheidende Rolle spielte. Bei den Diskussionen über ein neues Grundsatzprogramm vertrat diese Gruppe eigene Vorstellungen, die von denen des SHB-Bundesvorstands und der Mehrheit im Verband abwichen. Die KölnerInnen setzten sich für eine Demokratisierung der als zu zentralistisch empfundenen Strukturen des SHB ein; außerdem begannen sie die Sinnhaftigkeit der Spaltung in zwei sozialdemokratische Verbände an den Hochschulen zu bezweifeln. Auf der Hamburger SHB-Bundesdelegiertenversammlung Anfang Oktober 1988 erwies sich jedoch, daß die Verbandsführung – und mit ihr die Mehrheit der Gruppen – nicht einmal gewillt war, eine gleichberechtigte Diskussion der Kölner Positionen im SHB zuzulassen. Die Kölner Delegation enthielt sich bei der Wahl des Bundesvorstands – ein Verhalten, das von der Verbandsmehrheit als dermaßen ungeheuerlich empfunden wurde, daß die demonstrativen „Klatschmärsche“ und „Vorwärts mit dem SHB!“-Rufe bei der Wahl der Vorstandsmitglieder von den KölnerInnen wie ein Spießrutenlaufen empfunden wurden. Von da an bildeten die Mitglieder des SHB Uni Köln das Rückgrat einer kleinen innerverbandlichen Opposition, die neben Köln ein zweites Zentrum an der RWTH Aachen hatte.

Es kam zur Gründung eines „Offenen Kreises im SHB“, der auf einer Tagung im Februar 1989 in Bensberg eigene inhaltliche Positionen vor allem im Bereich der innerverbandlichen Demokratie entwickelte. Kernthese war, daß sozialistische Demokratie nicht eine reine Negation der bürgerlichen Demokratie darstelle, sondern diese, auf ihren Idealen aufbauend, weiterentwickeln, ihren Anspruch, „Freiheit, Gleichheit und Solidarität“, für alle Menschen verwirklichen müsse. Im SHB wurden diese Positionen als „bürgerlich“ oder „idealistisch“ diffamiert. Mit ihrem dogmatischen Verharren entwickelte sich die Verbandsmehrheit immer mehr zu einer Sekte. Dies ging so weit, daß der SHB das Massaker des chinesischen Militärs an den protestierenden StudentInnen im Juni 1989 tendenziell verteidigte und sich damit in der gesamten studentischen Linken völlig isolierte.

Die Mitglieder des SHB Uni Köln waren schon vorher zu der Einsicht gekommen, daß ihre Opposition innerhalb des Verbandes fruchtlos war. Die China-Debatte auf dem SHB-Bundesausschuß vom 17. Juni 1989 führte endgültig den Beschluß herbei, den SHB zu verlassen. Gleichzeitigen Erwägungen im Landesverband NRW, die KölnerInnen wegen ihrer oppositionellen Haltung aus dem SHB auszuschließen, kam die Gruppe zuvor. Am 26. Juni 1989 verabschiedete der SHB Uni Köln einstimmig eine Satzungsänderung, mit der er sich in Unabhängiger Sozialistischer Hochschulbund (USHB) Uni Köln umbenannte. Dabei war es klar, daß diese Organisationsform nur ein Provisorium sein konnte. Erklärte Zielstellung war es, nunmehr in Köln und bundesweit nach Perspektiven zu einer Überwindung der sozialdemokratischen Spaltung im Hochschulbereich zu suchen.

Doch da war die Juso-Hochschulgruppe Uni Köln vor! Nachdem der SHB im Wahlkampf 1988 auch öffentlich Kritik an der als abgehoben und arrogant empfundenen AStA-Politik der AL geäußert hatte, kam es zu einem Zusammenschluß aller linken Gruppen in Köln gegen den SHB. Dieser erzielte mit der nach der erfolgreichen Gruppenzeitung benannten Liste „LINKSDRALL“ wiederum zwei Sitze im Parlament. Der angesichts der Krise des Ostblock-Sozialismus im allgemeinen und der DKP im besonderen immer schwächer werdende MSB versuchte, zwischen den innerlinken Fronten zu vermitteln. Von „prinzipieller Aktionseinheit“ konnte auf beiden Seiten der gewerkschaftlich orientierten Verbände jedenfalls zu diesem Zeitpunkt keine Rede mehr sein. Gerade die Juso-Hochschulgruppe lehnte sich im folgenden besonders eng an die AL an, zumal sich ihre Strömung bei den Jusos, die ReformsozialistInnen, in Köln nach ihrem Auszug aus dem Juso-Unterbezirksvorstand im Januar 1989 in Auflösung befand.

Einen ersten Vorstoß des USHB im Oktober 1989, eine gemeinsame Kandidatur bei den StudentInnenparlaments-Wahlen im Dezember zu versuchen, lehnte die Juso-Hochschulgruppe kategorisch ab, ohne sich überhaupt auf eine Diskussion darüber einzulassen. Bei den Wahlen, vier Wochen nach dem Fall der Mauer in Berlin, trat mit der Liste „LINKSDRALL“ ein USHB an, der keinerlei Rücksichten auf seinen Bundesverband nehmen mußte und noch dazu erfüllt war von dem Bestreben, mit alten Dogmen zu brechen. Es kam im Wahlkampf zu einem innerlinken Schlagabtausch, der damit endete, daß allein die Liste des USHB Zugewinne erzielen konnte. Sie erhielt nunmehr drei Sitze, während der linke AStA, vor allem aufgrund des Zusammenbruchs des MSB, insgesamt seine Mehrheit verlor. Im Januar 1990 kam es erstmals seit Jahren zur Bildung eines Mitte-Rechts-AStA aus „Unabhängigen“ und RCDS.

Im selben Winter scheiterten auch die Versuche der ehemaligen Mitglieder des SHB aus Köln und Aachen, auf der bundesweiten Ebene mit Hilfe des HK bei den Jusos einen Diskussionsprozeß über einen neuen parteiunabhängigen sozialistisch-sozialdemokratischen StudentInnenverband anstelle von SHB und Juso-Hochschulgruppen einzuleiten. Zu stark war das Beharrungsvermögen in den beiden alten Verbänden, und zu schwach war die sozialdemokratische Linke in der Wendezeit insgesamt, um hier einen Reformimpuls setzen zu können. Angesichts der politischen Sinnlosigkeit eines bundesweit isolierten USHB Uni Köln wurde der Schluß gezogen: Vereinigung mit der Juso-Hochschulgruppe durch Beitritt.

Rein juristisch gesehen, stellte dies kein Problem dar. Denn grundsätzlich stand die Mitarbeit bei den Juso-Hochschulgruppen allen in der SPD organisierten StudentInnen, die nicht Mitglied einer anderen Hochschulgruppe waren, offen. Die formale Voraussetzung schuf der USHB, indem er sich Anfang 1990 auflöste. Doch sollte der Übergang nach Meinung der Mitglieder als politischer Prozeß organisiert werden, an dessen Ende eine konstruktive Zusammenarbeit in der neu vereinten Juso-Hochschulgruppe stand. Letztere wehrte sich jedoch hiergegen.

Es kam zu Gesprächen zwischen Ex-SHB- und Juso-Hochschulgruppen-Mitgliedern, in denen sich bald herausstellte, daß das gegenseitige Mißtrauen überwog. Die Juso-Hochschulgruppe war gegen die Vereinigung mit einer Gruppe, die ihr politisch-kulturell im Grunde fremd war und gegen die sie im zurückliegenden Wahlkampf vehement Stellung bezogen hatte. Als ich selbst als Ex-SHB-Vorsitzender bei einem Gesprächstermin die Frage stellte, wie die Juso-Hochschulgruppe sich die Vereinigung vorstelle, nach meiner Ansicht könne sie ja wohl nur „nach Art des Artikels 23 Grundgesetz“ (also durch Beitritt der ehemaligen SHB-Mitglieder) erfolgen, nahmen die Angesprochenen dies zum Anlaß, die Verhandlungen für gescheitert zu erklären.

Angesichts dieses Verhaltens sah die überwältigende Mehrheit der ehemaligen SHB-Mitglieder den Beitritt zur Juso-Hochschulgruppe auch gegen deren Willen nunmehr als unvermeidlich an. Diese Position wurde vom HK und sogar von den Juso-Hochschulgruppen im Lande NRW unterstützt.

Am 18. Juni 1990 erschienen gut ein Dutzend ehemalige SHB-Angehörige zur Mitgliederversammlung der Juso-Hochschulgruppe, die ebenfalls außergewöhnlich gut besucht war. Es hatte keine ernsthaften Bemühungen um eine Geheimhaltung des geplanten Beitrittstermins gegeben. Bei dem Treffen kam es zu hitzigen Debatten, die aber nach einem Vorschlag aus den Reihen der Juso-Hochschulgruppe überraschenderweise mit einem Kompromiß endeten, der eine Zusammenarbeit, nicht aber eine Mitgliedschaft der Ex-SHB-Mitglieder in der Juso-Hochschulgruppe beinhaltete.

Es folgten regelmäßige gemeinsame Treffen beider Gruppen, in denen sachliche inhaltliche Diskussionen geführt wurden, doch dies war für die meisten der bisherigen Juso-Hochschulgruppen-Mitglieder schon zuviel. In schneller Folge erklärten sie ihren Austritt aus der Gruppe, bis nur noch zwei Aktive übrigblieben. Diese, darunter die Gruppenvorsitzende Susanne Niedrig, forderten schon im Juli 1990 die Ex-SHB-Mitglieder auf, der Juso-Hochschulgruppe beizutreten. Damit war, nach fast zwanzig Jahren, die Spaltung der sozialdemokratischen Hochschulgruppen an der Kölner Universität beendet. Die neue Gruppe schaffte es im Dezember 1990 bei den Wahlen zum StudentInnenparlament, das Wahlkampfkonzept des alten SHB mit neuen Inhalten und dem Namen der Juso-Hochschulgruppe zu verbinden. Mit ihrem Erfolg (neun Sitze) sorgte sie, eine Woche nach der verlorenen Bundestagswahl, für den Wiedergewinn einer linken Mehrheit im StudentInnenparlament an der Uni Köln.

Bei der linken Mehrheit ist es geblieben, und ebenso bei der Größenordnung der Juso-Hochschulgruppe: Bei den Wahlen erreichte sie fortan jeweils zwischen sieben und zehn Sitzen und spielt seitdem meist eine entscheidende Rolle im AStA der Uni Köln. Das politisch-theoretische Niveau und die Verankerung an der Basis, in den Fachschaften, ist jedoch erheblich zurückgegangen. Ebenso schwerlich läßt sich behaupten, daß von der vereinten Juso-Hochschulgruppe wichtige Impulse für die Arbeit der Kölner Jusos ausgegangen wären. Dazu fehlt es an gegenseitigem Verständnis zwischen denjenigen, die im Juso-Unterbezirk und denjenigen, die an der Hochschule aktiv sind. Die allgemein zu beobachtende Entpolitisierung bzw. Organisationsfeindlichkeit der jungen Generation bewirkt offensichtlich neben einer quantitativen Schwächung die verstärkte Tendenz zur Bauchnabelschau, zur Trennung der verschiedenen Bereiche anstelle einer umfassenden politischen Gesamtkonzeption.