„Realistisch und radikal“

Gründungspapier der „Sozialistischen Linken“ in WASG und LPDS, Okt. 2006zur Internetpräsenz der „Sozialistischen Linken“Ref.: Heinz Hillebrandt (Wuppertal)

Nicht im Namen des Anderen

Diskussionen eines Aufsatzes von Udo Wolter, November 2005 Der Antirassismus und sein Verhältnis zu Islamismus und Islamophobievon UDO WOLTER  Es ist fast schon grotesk, aber dennoch nötig, über zweihundert Jahre nach der Verabschiedung der Menschenrechtserklärung daran zu erinnern, daß die Verteidigung der Rechte des Anderen keinesfalls davon abhängig gemacht werden darf, ob man dessen Ideen oder Handlungen sympathisch findet. Der Antirassismus ist bei vielen Kritikern des Islamismus in Verruf geraten. Anlaß dazu bot, daß Antirassisten in den letzten Jahren wiederholt an der Dämonisierung Israels als rassistischer Staat beteiligt waren, etwa bei der UN-Rassismuskonferenz 2001 im südafrikanischen Durban (siehe iz3w 256). In der globalisierungskritischen und der Antikriegs-Bewegung wird unter den Vorzeichen einer gemeinsamen Frontstellung gegen die USA und Israel teilweise ein offener Schulterschluß mit islamistischen Gruppierungen praktiziert (siehe iz3w 281). Vor allem aber haben nicht wenige antirassistische Aktivisten und Wissenschaftler in vermeintlicher Abwehr des „Feindbildes Islam“ eine oftmals verharmlosende, nicht selten sogar apologetische Position gegenüber Islamisten eingenommen. Wenn nun im folgenden der Umgang mancher Antirassisten mit der Problematik des Islamismus und der gesellschaftlichen Reaktion auf ihn kritisiert wird, so ist damit keine pauschale Denunzierung „des“ Antirassismus verbunden. Letztere verbietet sich allein schon deshalb, weil die gesellschaftlichen Verhältnisse von zahllosen Formen rassistischer Gewalt und Ausgrenzung durchzogen sind. Antirassistische Interventionen sind unabdingbarer Bestandteil jeder emanzipatorischen Gesellschaftskritik und Praxis. Zudem gibt es – auch wenn hier im weiteren der Einfachheit halber der Singular benutzt wird – „den“ Antirassismus genauso wenig wie „die“ Linke. Doch all das ist kein Grund dafür, die Kritik an der Ideologiebildung von Akteuren zu unterlassen, die sich als antirassistisch verstehen. Umkehrung von Opfer und Täter Wie notwendig eine solche Kritik ist, zeigt sich am Umgang mit der Situation nach dem Mord an dem holländischen Filmemacher Theo van Gogh. In seinem Gefolge wurde von Politik und Medien eine „Integrationsdebatte“ losgetreten, die … Read More

Einsteins Vorstellungen vom Sozialismus

Ref.: Andrej Hunko, Juli 2005 „Einige haben beliebt mich vorzugsweise als deutschen Künstler hinzustellen: ich protestiere feierlichst gegen diese Lüge! Den Deutschen bleibt das Verdienst, mich zeitlebens angefeindet, und immer schlecht bezahlt zu haben“ Dieses Zitat stammt nicht von Albert Einstein, sondern einige Jahrzehnte zuvor von Ludwig Feuerbach. Blickt man auf die öffentlichen Diskurse im Einstein-Jahr zurück, so scheint eine Art Versöhnung zwischen dem sicherlich genialsten Physiker des 20. Jahrhunderts und seinem Herkunftsland, das er gerne als „blonde Bestie“ bezeichnete, eingetreten zu sein – eine Versöhnung, der Einstein sicherlich ebenso skeptisch gegenüber gestanden hätte wie seinerzeit Ludwig Feuerbach. Zwar geht diese Versöhnung nicht so weit, dass die BILD-Zeitung „Wir sind Einstein!“ titeln könnte, aber immerhin hat der gleiche Kanzler, der Deutschland wieder zu einer weltweit operierenden Militärmacht geführt hat, im Januar sein Kanzleramt mit dem Einstein-Zitat von 1932 „Der Staat ist für die Menschen und nicht die Menschen für den Staat“ verzieren lassen. Würden sämtliche Arbeitsagenturen, Ausländerbehörden und Polizeistationen in diesem Land mit dem gleichen Zitat versehen, würde ich vielleicht schweigen – so bleibt aber der Eindruck, dass Einstein hier zur Imagepflege missbraucht wird, während der Staat, der angeblich für die Menschen da ist, gleichzeitig Kontrolleure losschickt, um z.B. das Privatleben von Hartz-IV-EmpfängerInnen auszuspionieren. Nichtsdestotrotz ist der öffentliche Diskurs anlässlich des 126. Geburtstages und 50. Todestages Albert Einsteins, sowie des 100. Jahrestages der speziellen Relativitätstheorie, sicherlich zu begrüßen. Dennoch bleibt das politische Denken Einsteins, der sich Zeit seines Lebens als politischer Mensch verstanden hat, insgesamt unterbelichtet. Speziell seine Sozialismusvorstellungen, wie sie in der 1949 erschienenen Schrift why socialism zum Ausdruck kommen, aber auch sein fundamentaler Bruch mit Deutschland werden weitestgehend totgeschwiegen. So findet sich etwa in der knapp 500 Seiten starken und ansonsten sehr lesenswerten Biografie von Jürgen Neffe zum Einsteinjahr kein Verweis auf diese Schrift und seiner scharfen Deutschlandkritik … Read More