Spieltheoretische Argumente für die Überlegenheit des Sozialismus

Eine demokratische Gesellschaft braucht eine demokratisierte Wirtschaft Ref.: Marc Mulia (Duisburg), November 2002 Wirtschaftsunternehmen bestimmen in weiten Teilen den Alltag der Menschen. Sie sind in unterschiedlicher Form am Produktionsprozeß beteiligt, und sie kaufen als KonsumentInnen die produzierten Waren. Sie lassen die Werbeanzeigen an den Plakatwänden und die Reklame im Fernsehen auf sich einwirken, und ihr Platz in der Gesellschaft wird auch heute noch maßgeblich von ihrem Platz im Wirtschaftsprozeß bestimmt. Wer als ArbeiterIn am Fließband oder neuerdings im Callcenter sein Brot verdient, hat nicht im selben Maße an den Entscheidungen über die Zukunft einer Gesellschaft teil, wie der- oder diejenige, die in der Vorstandsetage sitzt. Eine Gesellschaft wird noch nicht dadurch demokratisch, daß die Bevölkerung von Zeit zu Zeit ein neues Parlament wählen kann. Demokratie hat den Anspruch, eine größtmögliche Teilhabe aller Beteiligten an den sie betreffenden Entscheidungen zu realisieren. Im folgenden soll dieses Demokratieverständnis weiter ausgeführt werden und weiter wird es darum gehen, wie vor diesem Hintergrund die aktuelle Organisation des Wirtschaftlebens zu beurteilen ist. In einem zweiten Teil werden dann Wege der Demokratisierung der Wirtschaft aufgezeigt. 1. Was ist Wirtschaftsdemokratie? Wenn von Wirtschaftdemokratie die Rede ist, werden in der Regel zwei recht unterschiedliche Ebenen der Demokratisierung angesprochen. Zum einen geht es um eine demokratische Kontrolle und Entscheidung der Gesellschaft über die Organisation der Produktion von Gütern und Dienstleistungen. Dies schließt vor allem Entscheidungen darüber ein, was alles produziert wird und wie mit den dafür notwendigen Ressourcen umgegangen wird. Zum anderen ist von Wirtschaftsdemokratie die Rede, wenn es um Demokratisierungsprozesse innerhalb von Unternehmen und Betrieben geht. Hier sind vor allem konkrete Fragen der Arbeitsgestaltung Gegenstand von Entscheidungen. Ebenfalls diesem Konzept von Wirtschaftsdemokratie zuzurechnen sind Aushandlungsprozesse zwischen überbetrieblichen Zusammenschlüssen von Arbeitenden und UnternehmerInnen, also zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden. Auch hier geht es üblicherweise um die Gestaltung des Arbeitsprozesses. Ein umfassendes … Read More

Antisemitismus

Diskussion eines Textes von Moishe Postone, Juli 2002

Der Wandel der Raumstrukturen

beim Übergang vom organisierten zum desorganisierten KapitalimusRef.: Hans Günter Bell (Köln), November 2001 Gliederung Einleitung  Begriffliche und Sachliche VorklärungenFortlaufende Restrukturierung baulich-räumlicher StrukturenBeharrungsvermögen der räumlichen StrukturenOrganisierter Kapitalismus – Desorganisierter Kapitalismus  Vorindustrielle Zeit und (beginnende) IndustrialisierungDas Verhältnis von Stadt und Land  Der Übergang vom Organisierten zum Desorganisierten KapitalismusWirtschaftlicher Strukturwandel und StadtentwicklungVerlagerung von Industrie- und WachstumszentrenDer ländliche RaumStädtesystem und -hierarchieInnere Struktur der Städte  Weiterführende Forschungsfragen Literatur 1. Einleitung „Die fortwährende Umwälzung der Produktion, die ununterbrochene Erschütterung aller gesellschaftlichen Zustände, die ewige Unsicherheit und Bewegung zeichnet die Bourgeoi-sieepoche vor allen anderen aus. Alle festen, eingerosteten Verhältnisse … werden aufgelöst, alle neugebildeten veralten, ehe sie verknöchern können. Alles Ständische und Stehende ver-dampft, alles Heilige wird entweiht …“ (Karl Marx & Friedrich Engels: Das Manifest der Kommunistischen Partei) Mit diesem Zitat aus dem Kommunistischen Manifest beginnen SCOTT LASH und JOHN URRY ihr Buch „The End of Organized Capitalism“. Die Ära, die KARL MARX und FRIEDRICH ENGELS 1848 kommen sahen, war die Ära des „organisierten Kapitalismus“, der die westliche Welt dann tatsächlich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts prägte. LASH und URRY sahen 1987 jedoch das Ende dieser Ära gekommen. Sie werde abgelöst durch eine Ära des „desorganisierten Kapitalismus“. Mit diesen Begriffen knüpfen sie an die Theorie des „Organisierten Kapitalismus“ an, die der österreichische Sozialdemokrat RUDOLF HILFERDING v.a. in den 1920er Jahren entwickelt hatte. In dem vom MARX und ENGELS beschriebenen unkontrollierbaren Mahlstrom verändern sich auch die räumlichen und zeitlichen Strukturen des Lebens der Menschen. Doch weder in den Arbeiten HILFERDINGs noch in den späteren Weiterentwicklungen JÜRGEN KOCKAs finden sich Hinweise auf diese Veränderungen der räumlichen (und zeitlichen) Strukturen des Kapitalismus. Gerade sie sind nun jedoch ein Schwerpunkt der Arbeit von LASH und URRY, und sie sollen auch im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen. Im Kern soll der Frage nachgegangen werden, ob sich im Übergang vom Organisier-ten zum … Read More

Kommt der Frauenbewegung ihr Subjekt abhanden?

Ref.: Antonia Freytag (Köln), August 2001 Seit den neunziger Jahren wird kaum mehr von Frauen-, sondern vielmehr von Geschlechterpolitik gesprochen. Um die Bedeutung von Geschlecht und Geschlechterrollen wurden harte Kontroversen geführt. Was aber steht dahinter? Welches sind die heute zentralen Positionen? Welche Konsequenzen hat das gewandelte Verständnis von Geschlecht für die aktuelle Geschlechterpolitik? Und: Bedeutet die Dekonstruktion des Geschlechts das Aus für die Frauenbewegung? Natürliche Verschiedenheit der Geschlechter In allen Kulturen und zu allen Zeiten gab es Vorstellungen über die Unterschiede der Geschlechter. In Westeuropa dominierte über Jahrhunderte die Idee von einer natürlichen, biologischen Verschiedenheit. Noch bis ins 18. Jahrhundert folgte die herrschende Meinung Aristoteles, der schrieb: „Das Weib ist Weib durch das Fehlen gewisser Eigenschaften. Wir müssen das Wesen der Frauen als etwas betrachten, was an einer natürlichen Unvollkommenheit leidet.“ (Beauvoir, 1951, S.10,16). Auch die aufgeklärte, bürgerliche Romantik begriff die Frau als das vom Mann abweichende, ihn ergänzende Prinzip. Mit den entstehenden Wissenschaften erhob die Annahme der naturgegebenen Verschiedenheit und der gegenseitigen Ergänzung der Geschlechter erstmalig wissenschaftlichen Anspruch. Der Rückgriff auf die Natur war die neuzeitliche Variante der Begründung und Legitimation der Geschlechterungleichheit, reichte doch zuvor der Hinweis auf göttliche Bestimmung und christliche Ordnung, der zufolge die Frau dem Mann zu dienen habe. Auch die für die Gleichheit der Geschlechter kämpfende erste Frauenbewegung im 19. Jahrhundert ging noch von einer biologischen, natürlichen Verschiedenheit der Geschlechter aus, so daß Mann und Frau nicht gleich, aber gleichwertig definiert wurden. Dieser Ansatz wurde im 20. Jahrhundert weiterentwickelt zur essentialistischen Interpretation von Natur und Körper. Seit der Studierendenbewegung der späten sechziger Jahre lebt die Wahrnehmung des Weiblichen als anders, z.T. sogar als dem Männlichen überlegen auf. Die amerikanische Feministin Mary Daly geht z.B. von einer anderen, weiblichen Welt aus, die sich grundsätzlich (positiv) vom Patriarchat unterscheide. Sie setzt dabei Patriarchat und Männer gleich, … Read More