Solidarität konkret: Solarenergie für Cubas Schulen

Auch heute, 8 Jahre nach dem Zusammenbruch der früheren sozialistischen Staaten in Osteuropa, den ehemals wichtigsten Handelspartnern Cubas, ist die wirtschaftliche und soziale Lage außerordentlich schwierig.

Die zur Verfügung stehende Primärenergie war zwischenzeitlich von 17 Mio. Tonnen auf 6 Mio. Tonnen geschrumpft! Stundenlanger Stromausfall, Zusammenbruch des öffentlichen Nahverkehrs mangels Treibstoff und Ersatzteilen sowie Produktionsausfall wegen fehlender Rohstoffe prägen den cubanischen Alltag.

Hinzu kommt seit 35 Jahren die Blockade durch seinen großen amerikanischen Nachbarn. Diese Blockade, dem sich viele westliche Länder inoffiziell angeschlossen haben, erschwert das Erschließen neuer Märkte und verschärft die Krise des Landes.

In dieser fast aussichtslosen Situation besinnt sich Cuba auf seine eigenen Möglichkeiten. Seine Regierung begreift die Krise, die vor allem eine Energiekrise ist, als eine Chance für den Umbau ihres Energiesystems.

Denn Cuba verfügt über hervorragende Potentiale zur Nutzung von Solarenergie:

  • Cuba ist eine grüne Insel. Die verfügbare Biomasse (z.B. aus Abfällen der Zuckerindustrie) kann zur größten eigenen Energiequelle werden.
  • Die kräftige Sonneneinstrahlung wird schon heute u.a. in Sonnenkollektoren genutzt. Einige abgelegene Bergdörfer, Krankenstationen oder Schulen sind durch Solarzellen mit Strom versorgt.
  • Die Winde können vielfach von selbstentwickelten Windmühlen für das Wasserpumpen ausgenutzt werden.
  • Gebirge und hohe Niederschläge ermöglichen die Nutzung von Wasserkraft.

Die in den letzten Jahren gemachten Erfahrungen zeigen, wie wichtig Solarenergie für die unabhängige Entwicklung eines Landes ist. Das hat EUROSOLAR bewogen, Cuba auf dem Weg ins Solarzeitalter zu helfen.

Über die Schulen auf dem Weg ins Solarzeitalter

Auch die Schulen in Cuba sind in eine akute Krise geraten, die vor allem für die Internatsschulen auf dem Land zu einer Existenzfrage wurde. Der Energiemangel wirkt sich auf alle Bereiche des Schullebens aus: Kein Trinkwasser, da die Pumpen stillstehen; kein Gemüse, da die Bewässerungsanlagen versagen; keine Energie für die Zubereitung der Mahlzeiten; kein Benzin, um das Wochenende bei der Familie zu verbringen; fehlende Beleuchtung verhindert das Lernen am Abend.

Ausgehend von den Schulen kann eine breite Nutzung von Solarenergie Cuba zu einem Modell für eine neue wirtschaftliche Entwicklung machen, die Autonomie, Beteiligung und Selbstverwaltung sowie naturnahe Wirtschaftsweise in den Mittelpunkt stellt.

Als erster Schritt soll deshalb an 750 Schulen auf dem Land die Energieversorgung auf Solarenergien umgestellt werden.

Diese Umstellung muß von den Schulen selbst geleistet werden! Genau darum geht es bei dem cubanischen Schulprojekt: LehrerInnen und SchülerInnen informieren sich über die verschiedenen Solartechniken, entwickeln mit Hilfe von ExpertInnen ihr eigenes Energiesystem, helfen beim Aufbau und betreiben es auch selbst. Jede Schule findet so ihren eigenen Weg.

Da das brennendste Problem das Zubereiten der warmen Mahlzeiten war, fand im Januar 1995 ein Lehrgang in Havanna statt, bei dem deutsche Experten zusammen mit cubanischen Experten hocheffiziente und benutzerfreundliche Kochherde entwickelten. Diese Öfen werden aus lokal verfügbaren Materialien gebaut, in diesem Fall z.B. aus alten LKW-Bremstrommeln für die Brennkammern und aus Ölfässern für den Ofenkörper.

In einem zweiten Lehrgang im Januar 1996 wurden weitere effiziente Kochherde entwickelt, die das in Cuba in riesigen Mengen vorhandene Abfallprodukt aus der Zuckerverarbeitung, die Bagasse, schadstoffarm verbrennen können.

Schulen mit Viehbestand können ihre Kochenergie mit Hilfe von Biogasanlagen gewinnen. Im Herbst 1997 wurde in einer Schule in der Provinz Pinar del Rio die erste Biogasanlage in Betrieb genommen, die den Dung von Viehbeständen in der näheren Umgebung verwertet. Auch diese Anlage entstand während eines Lehrgangs, der von EUROSOLAR organisiert und durch private Spenden finanziert wurde.

Nachdem mit Hilfe der effizienten Küchenherde die Kochprobleme in vielen Schulen gelöst werden konnten, wird in Zukunft die Organisation der Wasserversorgung mit Hilfe der Windenergie den neuen Schwerpunkt des Gesamtprojektes darstellen.

Politécnico “Georgii Dimitrov”

Mit den Geldern, die wir während unseres Projektes gesammelt haben, wird die polytechnische Oberschule “Georgii Dimitrov” unterstützt. Sie liegt etwa 40 km westlich von Havanna.

Sie ist eine reine Internatsschule, d.h. die SchülerInnen bleiben zehn Tage in der Schule und fahren dann für vier Tage nach Hause. Man baut dort zahlreiche Gemüsesorten zur Selbstversorgung an und besitzt einige Schweine und Rinder.

Die Kochbedingungen sind durch einen neuen effizienten Herd bereits auf einen befriedigenden Standard gebracht worden.

Die gesamte Gegend ist ständig von Stromabschaltungen betroffen, in der Schule selbst fehlt etwa dreimal pro Woche für bis zu zehn Stunden der Strom.

Mit unseren Geldern sollen daher

  • eine Photovoltaikanlage, eventuell kombiniert mit einem Windgenerator, zur Stromerzeugung und
  • Windräder zur Bewässerung der Felder

angeschafft werden.

 

Dieser Beitrag beruht auf Informationen von Reinhard Pietsch und Martin Beickler (EUROSOLAR)