Theoriekreis: Bilder vom Entsetzen und Aufbegehren in der »Ästhetik des Widerstands«

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Peter Weiss' Roman handelt von der scheinbaren Unaufhaltsamkeit des Faschismus angesichts der Uneinigkeit der Gegenkräfte. Er kulminiert in den industriellen Massenmorden und der Katastrophe des zweiten Weltkriegs. In diese Vorgänge sind Schilderungen von Werken der Literatur und bildenden Kunst eingefügt. Zusammen mit dem globalen Blick auf die politischen Ereignisse der Jahre 1936 bis 1945 dehnen sie das Handlungsfeld des Romans in eine riesige historische Dimension. Peter Weiss erörtert ausführlich den Pergamon-Fries, das „Floß der Medusa“, Picassos „Guernica“. Insgesamt kommen über 100 Werke der bildenden Kunst und der Literatur in seinem Roman vor. Heilmann sagt, dass Werke wie jene, die aus Pergamon stammen, immer wieder neu ausgelegt werden müssten, bis eine Umkehrung gewonnen wäre und die Erdgeborenen aus Finsternis und Sklaverei erwachten und sich in ihrem wahren Aussehn zeigten (I S. 53). Wie ist das möglich? Lassen sich die in Kunstwerken verborgenen geschichtlichen Erinnerungsspuren vergegenwärtigen ohne Berücksichtigung der Hitorizität der Form? Können sie unmittelbar angeeignet werden? Referent: Klaus Stein Termin: Freitag, 02. Dezember 2016

Theoriekreis: Innovation und Sozialismus. Die „53 Thesen“ des Projektes Moderner Sozialismus aus heutiger Sicht 

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Wissenschaftlich-technische Revolution und sozial-kulturelle Umbrüche standen im Zentrum der Ende der 80er Jahre formulierten 53 Thesen. Es ging um Potenziale für einen modernen Sozialismus, die in einem "Bündnis von Arbeit, Wissenschaft und Kultur" nutzbar zu machen seien. Mit der Aktualität der damals formulierten Ansätze befasst sich Uwe Kremer schlaglichtartig anhand verschiedener Facetten – von der digitalen Transformation bis zur Neuformierung progressiver Kräfte. Referent: Dr. Uwe Kremer, Mitautor der 53 Thesen und Mitherausgeber der Zeitschrift für sozialistische Politik und WIssenschaft – spw Termin: Freitag, 04. November 2016

Theoriekreis: Klimaklempnern und Klimapolitik. Zur internationalen Debatte um Climate Engineering

Angesichts stetig schlechter Nachrichten aus der Klimaforschung, hat sich die Klimapolitik zu einem gleichermaßen wichtigen wie erfolglosen Politikfeld entwickelt. Neue Vorschläge zur direkten Manipulation des Klimas – genannt Climate Engineering oder Geoengineering – versprechen eine wirksame aber hoch riskante Alternative oder Ergänzung zur Reduktion von Treibhausgasemissionen zu sein. Können gigantische Sonnensegel, weißere Wolken oder künstliche Bäume eine vertretbare, international solidarische und nachhaltige Lösung des Klimaproblems sein? Referent: Nils Matzner (wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Alpe-Adria Universität Klagenfurt in dem Forschungsprojekt „Climate Engineering im Verhältnis von Wissenschaft und Politik: Kontroverse Deutungen wissenschaftlicher und politischer Verantwortung gegenüber der globalen Herausforderung Klimawandel“. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit den Epistemischen Gemeinschaften, welche Climate Engineering hervorbringen, sowie deren Rahmung in Verantwortungsdiskursen.) Termin: 17. Juni2016    

SoFoR-Info Nr. 50: Die Steuerpolitik Roosevelts – „Soak the Rich“

Von Astrid Kraus und Alexander Recht Amerika nach 1929: Armut, Arbeitslosigkeit, Hoffnungslosigkeit Der Börsencrash in New York am „Schwarzen Freitag“ im Jahr 1929 leitete eine Phase großer sozialer und ökonomischer Probleme ein: Tausende von Banken gingen Bankrott, und viele Amerikaner verloren ihre Ersparnisse. Die industrielle Produktion in den USA ging von 1929 bis 1932 um fast die Hälfte zurück. In der Folge verlor jeder vierte erwerbsfähige Amerikaner seinen Job, die Arbeitslosenquote stieg auf rund 25%. Von denen, die noch Arbeit hatten, verdienten viele deutlich weniger als vor dem Crash. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebte in Armut. Die republikanischen Regierungen vertrauten selbst nach dem Crash weiter auf die Selbstheilungskräfte des Marktes. Die wenigen politischen Ansätze, die es gab, waren zu zaghaft und zögerlich. Vor allem weigerten sie sich, die vor dem Zusammenbruch gerade für Reiche massiv gesenkten Steuern zu erhöhen. Da sie weiterhin ausgeglichene Haushalte anstrebten, unternahmen sie auch keine nennenswerten öffentlichen Ausgaben, um die darbende Ökonomie zu stimulieren. Erst 1932, als sich abzeichnete, dass sie mit ihrer wirtschaftsliberalen Politik gescheitert waren und das öffentliche Defizit trotz zurückhaltender Ausgabenpolitik angestiegen war, sahen sie sich gezwungen, die Steuern zu erhöhen. New Deal: Erste Phase von 1933-1934 Angesichts dieser massiven Probleme und der Erfolglosigkeit der republikanischen Regierungen wollte die amerikanische Bevölkerung einen Wechsel. Mit seinem Versprechen eines „Neuen Vertrags für das amerikanische Volk“ gewann der Demokrat Roosevelt 1933 die Wahlen. Unmittelbar nach Machtübernahme setzte Roosevelt eine Regulierung des Finanzwesens durch. Außerdem wurden Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, etwa im Straßenbau oder in der Land- und Forstwirtschaft, mit staatlichen Mitteln finanziert. Schließlich gab es Finanzhilfen für in Not geratene Landwirte sowie eine öffentliche Förderung von Wohnungsbau. Zur Finanzierung erhöhte Roosevelt zunächst nur die Verbrauchsteuern, wollte aber die einkommensbezogenen Steuern nicht noch weiter anheben. Weil auch er zunächst auf eine Politik ausgeglichener Haushalte setzte, gingen die Ausgaben … Read More