Es waren die sich kumulierenden sozialen Probleme, insbesondere die sich weit öffnende Schere zwischen Reichtum und Armut weltweit und in den reichsten kapitalistischen Gesellschaften selbst, sowie die mit Massen- und Dauerarbeitslosigkeit einhergehende soziale Ausgrenzung und Prekarisierung (Hartz IV), die in den Sozialwissenschaften schon am Ende des zurückliegenden Jahrhunderts zu einer Wiederbelebung von Klassentheorie geführt haben und die Dringlichkeit empirischer Klassenanalysen unterstreichen. Wo ließe sich dies besser durchführen als in Großstädten, in denen sich soziale Zerklüftung und Spaltung in der Veränderung von Infrastrukturen, Stadtteilen und ihren historisch gewachsenen sozialen Milieus niederschlagen. Günter Bell hat eine solche empirische Untersuchung auf Basis von Interviews mit Bewohnern am Stadtteil Köln-Kalk durchgeführt:
- Zeichnet sich ab, dass die arbeitenden Klassen sich aktiv gegen die Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen zur Wehr setzen?
- Ist in den Arbeiterstadtteilen ein besonderer Nährboden für Klassenbewusstsein und -solidarität vorhanden?
- Welche Bedeutung haben räumliche Einflüsse auf Klassenmilieus und Klassenbewusstsein?
Diesen Fragen geht die qualitative Einzelfallstudie im Milieu der gewerkschaftlich und politisch aktiven Arbeiter/-innen und einfachen Angestellten in einem traditionellen Arbeiterstadtteil nach.
VSA-Verlag, Hamburg, 2009