SoFoR-Theoriekreis „Kapitalismus ohne Wachstum?“

Unzweifelhaft ist die Welt, in der wir leben, mit großen ökologischen Problemen konfrontiert: Klimawandel, Schadstoffbelastung, Plastikvermüllung.

Eine gängige linke Interpretation besteht darin, den Kapitalismus hierfür verantwortlich zu machen. Da ist gewiss etwas dran, aber der Befund ist zu allgemein. Zu analysieren ist die konkrete Formation des Kapitalismus als Industriekapitalismus, der durch Wachstum und Akkumulation bestimmt ist und knappe Naturressourcen über die Maßen beansprucht.

Ein ‚Weiter so‘ verbietet sich aus normativ-ökologischen Gründen. Doch ein ‚Weiter so‘ ist auch aus immanent-ökonomischen Gründen fraglich. Denn womöglich geht ja der Industriekapitalismus mit seinen hohen Wachstumsraten von sich aus dem Ende entgegen – nicht obwohl, sondern gerade weil er durch Akkumulation geprägt ist.

Diese These vertritt KG Zinn im Buch „Vom Kapitalismus ohne Wachstum zur Marktwirtschaft ohne Kapitalismus“. Zur Untermauerung seiner These greift er auf Theorien von Keynes, Marx, Ricardo, Fourastié und Schumpeter zurück.

Eine zentrale Aussage: Die kapazitätserweiternden Nettoinvestitionen reichen nicht mehr als für Vollbeschäftigung erforderliche nachfrageseitige Verwendung der Ersparnisse. Das Ende des industriellen Wachstumskapitalismus wirkt daher nicht nur ökologisch entlastend, sondern wirft neue soziale Probleme auf.

Zinn erörtert verschiedene Antworten: grünes Wachstum, sozialstaatlicher vs. kapitalstaatlicher Neofeudalismus, Expansion von Dienstleistungen, Neuverteilung von Einkommen und Arbeitszeit, Ausbau des Öffentlichen.

Alexander Recht, Mitglied im SoFoR-Vorstand, hat auf einem SoFoR-Theoriekreis das Buch vorgestellt und theoretische Positionen und politische Forderungen zu erläutern versucht. Der PowerPoint-Vortrag befindet sich hier zum Download.